KLANG RAUM ZION

Klang Raum Zion: Logo mit Gewoelbe
Projekt 'Klang Raum Zion'

Für eine Orgel des 21. Jahrhunderts und die Restaurierung des Kirchenraums

Nicht allein um den Raum, sondern gleichermaßen um den Klang ging es August Orth, dem Architekten der Zionskirche. Als er an den Entwürfen arbeitete, beschäftigte er sich intensiv mit den damaligen Forschungen zur Raumakustik. So wie die großzügige Weite der Kuppeln visuell auf die Transzendenz verwies, so sollten Resonanz und Nachhall des Kirchenraums akustisch die Manifestation des Heiligen zum Ausdruck bringen. Klang und Raum sind in der Zionskirche untrennbar miteinander verwoben. Eine der beiden Dimensionen fehlt, seitdem die ursprüngliche Orgel dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel.

Eine Vision für den Raum

Mit dem gemeinsam von der Ev. Kirchengemeinde am Weinberg und dem Förderverein Zionskirche e. V. getragenen Projekt KlangRaumZion sollen Raum und Klang in der Zionskirche neu zusammengeführt werden. Die Vision ist ein Ort experimenteller musikalischer Andachtsformen, ein Zentrum zeitgenössischer geistlicher Musik mit nationaler und internationaler Strahlkraft. Darin wird die denkmalgerechte, Spuren und Brüche der Geschichte erhaltende Restaurierung des Kirchenraums mit dem Neubau einer auf die Bedürfnisse zeitgenössischer Musik ausgerichteten Orgel vereinigt.

Eine Chronik der Brüche

Die Zionskirche ist eng mit der jüngeren deutschen Geschichte verknüpft. Zwischen 1866 und 1873 erbaut und in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm I. und Bismarck eingeweiht, stand sie von Anfang an im Zeichen der sozialen Probleme, die sich mit der im Zuge der Industrialisierung explosionsartig wachsenden Stadt verbanden. Noch Dietrich Bonhoeffer, der in den frühen 1930er Jahren die Konfirmationsklasse der Zionskirche übernahm, sorgte sich angesichts der schwierigen sozialen Lage seiner Schützlinge. Im Herbst 1987 stand die Zionskirche im Blickpunkt der Geschichte, als die oppositionelle Umwelt-Bibliothek im Pfarrhaus von der Staatssicherheit gewaltsam geräumt wurde und dies einen Proteststurm auslöste, der zu einem Fanal für die Bürgerrechtsbewegung der DDR wurde. Heute ist aus dem einst berüchtigten Arbeiterviertel eine beliebte Wohngegend geworden, die sich mit der Gentrifizierung konfrontiert sieht und in deren unmittelbarer Nachbarschaft, entlang des ehemaligen Mauerverlaufs, eine der markantesten Sozialgrenzen des Landes verläuft.

Ein von der Geschichte gezeichneter Bau

Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde zu Beginn der 1950er Jahre die Zionskirche durch notwendigste Maßnahmen in ihrem Erhalt gesichert. Dennoch sorgten die Mangelwirtschaft der DDR und die kirchenfeindliche Haltung ihrer politischen Führung trotz großen Engagements einiger Gemeindeglieder für weiteren Verfall. Seit den frühen 1990er Jahren wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, die bauliche Substanz zu bewahren. Sukzessive konnten kleinere restauratorische Maßnahmen durchgeführt werden, so zuletzt die Wiederherstellung der historischen farblichen Gestaltung der Vorhalle. Sie gibt das Muster für die geplante Restaurierung des Kirchenraums vor, die die Spuren der Zeit nicht übertünchen, sondern die Zeichen der geschichtlichen Brüche erhalten und unterstreichen soll.

Ein visionäres Instrument

Die neue Orgel soll konventionelle mit experimentellen Registern verbinden und die herausragende Akustik der Zionskirche wieder erfahrbar machen. Durch ihre große Flexibilität in der Disposition und ihre breite Klangfarbenpalette soll sie insbesondere den Erfordernissen zeitgenössischer Orgelmusik Rechnung tragen und für vielfältige Konzertformen offen sein. Gottesdienste können somit zukünftig innovativ musikalisch bereichert werden. In der an historischen Instrumenten reichen Orgellandschaft Berlins, Brandenburgs und des gesamten norddeutschen Raums wird die Orgel der Zionskirche als visionäres Instrument ein Novum darstellen. In Berlin als Stadt der Neuen Musik von herausgehobenem Rang kann der KlangRaumZion eine eigene Facette bilden.

Eine seltene Möglichkeit

Der durch die Spuren seiner wechselvollen Geschichte gezeichnete, für Brüche, Wandel und Spannungen stehende Kirchenraum versinnbildlicht Erfahrungen, die auch für die zeitgenössische Tonsprache maßgeblich und nachhaltig waren und sind. Eine lebendige und diskursfreudige Gemeinde in einer dynamischen Stadt, ein faszinierender Kirchenraum und die seltene Möglichkeit, ein Orgelkonzept zu verwirklichen, ohne an Vorhandenes gebunden zu sein: Unter diesen aussichtsreichen Bedingungen soll der KlangRaumZion verwirklicht werden.

Nähere Informationen zum Projekt erhalten Sie unter: www.klang-raum-zion.de